Mitte September ist unser lieber Genosse Gyntherr Flemming im gesegneten Alter von 94 Jahren verstorben.

Im Rahmen der Kampagne des 50-jährigen Jubiläums der Jusos in Weyhe hat unsere Jusos-Vorsitzende Lara Meyer unser ältestes Mitglied Gyntherr vor einiger Zeit noch besucht und ihm ein paar Informationen über sein Leben entlockt. Zur Erinnerung an Gyntherr wollen wir den Bericht hier heute nochmal veröffentlichen.

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Geboren im Jahre 1927 als „Kölsche Jong“ hat Gyntherr seit seinem Eintritt in die SPD im Jahr 1947 fast die Hälfte der Geschichte der SPD miterlebt, davon einen Großteil in der Weyher Kommunalpolitik. Dieses Jahr gratulieren wir zum 75. Jubiläum der Mitgliedschaft. „Aus Überzeugung! Ich bin immer für soziale Gerechtigkeit gewesen“, antwortet Gyntherr auf die Frage, warum er denn damals kurz nach dem Krieg der SPD beigetreten sei.

Dabei war sein Umfeld gar nicht unbedingt davon begeistert. Er erzählt, dass ihn seine damaligen Kollegen bei einer Flugzeugbaufirma in Bremen, wo Gyntherr als Technischer Zeichner angestellt war, sogar eher etwas neckten und selbst keine Sozialdemokraten waren. Vielleicht waren es aber auch die Erfahrungen, die Gyntherr in Kriegsgefangenschaft gemacht hat, die ihn in eine Partei eintreten ließen, die sich offen gegen Rechts und Faschismus stellte und stellt.

Gyntherr erzählt, dass er damals im Zweiten Weltkrieg in der Infanterie im Osten gekämpft hat, zweimal im Lazarett war, vor den Russen zurück nach Hamburg floh und schließlich von den Amerikanern zwischen Lübeck und Greifswald in Kriegsgefangenschaft genommen wurde.

Nach dem Krieg und seiner Freilassung kam Gyntherr nach Sudweyhe und baute mit seinem Vater im Jeebel selbstständig das eigene Haus. „Fast jeder Stein für dieses Haus ging durch meine oder die Hände meines Vaters“ erklärt Gyntherr sichtlich stolz. Auch die Straße vor dem Haus habe man mit den Nachbarn selbst gebaut, „die Gemeinde stellte nur die Steine“.

Als junger Erwachsener half Gyntherr jedenfalls einem Pächter beim Aufteilen einer Fläche für Kleingärten und da der Pächter selbst in der SPD aktiv war, bestand der Kontakt und es dauerte nicht lange bis Gyntherr selbst ein Parteibuch in der Hand hielt. Damals war Sudweyhe noch mit einer eigenen Gemeindeverwaltung versehen, hatte einen eigenen Gemeinderat und einen eigenen Bürgermeister.

Gyntherr ist außerdem immer im Schützenverein aktiv gewesen. Sein Lieblingsort in der Gemeinde ist daher auch weiterhin der Schützenverein Auf der Heide in Sudweyhe. Schon beim Reinkommen in Gyntherrs Haus fallen im Flur die vielen Plaketten, Tafeln und Ketten auf, die ihn mehrfach als Schützenkönig und auch Alterskönig auszeichnen. Ein weiteres Hobby ist das Arbeiten mit Holz. Ein paar wunderbar auf der Drehbank bearbeitete Holzteller und auch kunstvolle Schnitzereien von Eulen stehen auf einem eigens gebauten Regal im Wohnzimmer.

In den Jahren hat Gyntherr miterlebt, wie sich die Politik verändert hat und erlebte Deutschland im Wandel. Da war es auch für ihn wieder ein Highlight, dass mit Olaf Scholz wieder ein sozialdemokratischer Kanzler das Land regiert. Gyntherr selbst ist heute nicht mehr aktiv politisch tätig, aber zahlt weiterhin seine Mitgliedsbeiträge: „Auch für euch Jusos, denn die gab es ganz früher hier in Weyhe noch nicht, aber ich finde es wichtig, dass sich junge Menschen für die Politik begeistern.“ Mit der SPD in Weyhe sei er zufrieden: „Die jungen Leute müssen ihre Erfahrungen selbst machen. Aber ich bin mir sicher, dass sie tolle Dinge tun werden.“

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Danke, lieber Gyntherr, für das schöne Gespräch mit dir - und für dein immer währendes Engagement für die soziale Gerechtigkeit! Wir werden dir ein ehrendes Andenken bewahren und sind in Gedanken bei dir und deiner Familie.