
4. November 2022: Trauer um Otto Polak

Noch bis vor wenigen Jahren war Otto Polak regelmäßiger Teilnehmer unser alljährlichen Gedenkveranstaltungen zu den Novemberpogromen der Nazis. Dies war Otto ein besonderes Anliegen, hat er als Kind schon früh unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft leiden müssen. Nach den Nürnberger Rassegesetzen als „Volljude“ eingestuft, begann für den 1933 in Kirchweyhe geborenen Otto bereits in jungen Jahren ein Leben, das geprägt war von Stigmatisierung, Ausgrenzung und Vernichtung.
Zweifach entgeht Otto der Deportation in NS-Vernichtungslager nur knapp. Im Februar 1945 ist es dem beherzten Eingreifen seiner Großmutter zu verdanken, dass Otto den Krieg lebendig übersteht. Der anstehenden Verschleppung entgeht Otto nur durch die Gabe einer Rötung hervorrufenden Medikation, die die Großmutter von Hausarzt Dr. Willms organisierte. Aus Sorge vor einer ansteckenden Krankheit wurde Otto als nicht transportfähig eingestuft und überlebte. Seine Eltern und auch seine Großmutter leider nicht.
Nach dem Krieg engagierte sich Otto vielfach in der Etablierung einer lebendigen Erinnerungskultur in der Region. In zahlreichen Schüler*innengesprächen klärte Otto auf – über seine Geschichte, die Gräueltaten der Nazis und ihre rassistische Vernichtungspolitik. Immer getrieben von dem eisernen Willen, dass so etwas nie wieder geschehe, engagierte sich Otto auf besondere und eindrucksvolle Weise gegen jede Verschiebung der politischen Koordinaten nach rechts. Zurecht wurde Otto 2012 zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt. Sein Wirken, sein tiefes Engagement, seine Gradlinigkeit und seine Muße, immer wieder zu mahnen, zu erinnern und zu vergegenwärtigen, hallen bis heute nach. Wir sind in Gedanken bei deiner Familie! Lieber Otto, du wirst fehlen!